Checkliste Gründung - Gründungswerkstatt Nordrhein-Westfalen

Verfügen Sie über eine ausreichende Finanzausstattung?

Der Kapitalbedarf wird selten zu hoch, oft aber zu gering eingeschätzt; insbesondere im Hinblick auf die erforderlichen Betriebsmittel (z.B. Vorfinanzierung des privaten Lebensunterhalts, von Anfangsverlusten und für die Überbrückung der Zeit zwischen der Rechnungsstellung und dem tatsächlichen Geldeingang). Zudem wird die Belastung aus einsetzenden Kredittilgungen oft unterschätzt. In der Anlaufphase, in der die Einnahmen noch nicht vorhanden oder nicht hoch genug sind, muss mit Weitsicht und Sorgfalt geplant werden.

Haben Sie genügend Eigenkapital?

Eigenkapital ist jene Menge des Geldes, die Sie selbst in das Unternehmen einbringen können. Das Einbringen von Eigenkapital ist die Basis jeder Gründungsfinanzierung und i.d.R. unabdingbare Voraussetzung für einen Bankkredit. Es signalisiert der Bank die Identifikation des Gründers mit seinem Plan, seine Risiko- und Einsatzbereitschaft. Die Mindesthöhe des Eigenkapitals sollte 15% bis 20% des Kapitalbedarfs ausmachen. Bedenken Sie: Je geringer der Eigenkapitalanteil, umso krisenanfälliger ist Ihr Unternehmen. Denn das Eigenkapital sichert nach dem Start auch die Liquidität, also die finanzielle Handlungsfähigkeit Ihres Unternehmens.

Gelten Sie bei den Banken als kreditwürdig?

Um einen Kredit bei der Bank zu bekommen, müssen Sie im Gegenzug ausreichend Kreditsicherheiten vorweisen. Als Sicherheiten akzeptieren Banken u.a. Immobilien, Bankguthaben, Lebensversicherungen und Bürgschaften. Trotzdem haften Sie zunächst immer persönlich für die gesamte Kreditsumme.

Bei der Darlehensvergabe wird häufig die Bedeutung der persönlichen Bonität verkannt. Wenn Sie z.B. frühere Kredite nicht ordnungsgemäß zurückgeführt oder eingeräumte Spielräume überzogen haben, ist eine Ablehnung der Bank ziemlich sicher.

Haben Sie Ihre Bank frühzeitig in Ihre Pläne eingebunden?

Viele Unternehmer kommen erst wenige Tage oder Wochen vor Gründungsstart zu ihrem Kreditinstitut und können dann ihren Finanzierungspartner zunächst nicht überzeugen. Kredit heißt Vertrauen: Treten Sie deshalb rechtzeitig mit der Hausbank in Verhandlung, damit die Bank Zeit hat, einen guten Eindruck von Ihnen und Ihren Plänen zu erhalten.

Zudem gilt bei fast allen Förderprogrammen: Erst beantragen, dann mit dem Projekt beginnen und Verträge schließen. In einigen Fällen darf sogar erst begonnen werden, nachdem die Förderung bewilligt wurde. Für finanzielle Verpflichtungen, die schon vorher eingegangen wurden (z.B. für Liefer-, Kauf- oder Bauaufträge), ist keine Förderung mehr möglich (Verbot der Nachfinanzierung).

Planen Sie vorausschauend die Zahlungseingänge und -ausgänge?

Viele Gründer vernachlässigen die Liquiditätsplanung. Die Folge: Schon in der Aufbauphase geraten Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten, da sie nicht über genügend finanzielle Mittel verfügen. In unmittelbarem Zusammenhang damit steht die unzureichende Finanzausstattung (s. erste Frage [Link zur ersten Frage einbauen]). Die Auslagerung des Rechnungswesens zum Steuerberater ist nur bedingt eine Lösung. Zwar erleichtert es die Arbeitsbelastung, doch die Unterlagen liegen nicht vor oder sind erst verspätet wieder zurück im Betrieb. Das kann die Zahlungsfähigkeit ebenfalls beeinträchtigen, da wichtige Informationen nicht vorliegen.

Haben Sie Rücklagen für Steuerzahlungen gebildet?

Bis zu zwei Jahre werden Sie vielleicht nur wenig mit dem Thema Steuern zu tun haben, denn so lange können Sie Ihren ersten Jahresabschluss hinauszögern. Dann aber kassiert das Finanzamt nachträglich die Einkommensteuer für das erste Jahr und setzt auf dieser Basis eine Vorauszahlung für das zweite und das aktuelle Jahr in gleicher Höhe fest. Aus einer Steuerlast von beispielsweise 10.000 EUR für das vorvergangene Jahr ergeben sich so Zahlungsverpflichtungen von 20-25.000 EUR. Dieser Liquiditätsbedarf trifft sorglose Gründer aus heiterem Himmel und führt immer wieder zu Krisen bis hin zur Insolvenz. Ähnliche Effekte gibt es bei der Umsatzsteuer, allerdings nicht so gravierend, da nicht so viel Zeit vergeht, bis die Beträge fällig werden.

Haben Sie eine realistische Umsatz- und Gewinnerwartung?

Die Umsatzerwartungen basieren vielfach auf zu optimistischen Annahmen, ebenso wie der zu erzielende Rohertrag (=die Differenz zwischen Umsatz und Waren- bzw. Materialeinsatz). Wenn zudem die Aufwendungen nicht ausreichend berücksichtigt werden, ergeben sich nicht realisierbare Gewinnprognosen.

Kalkulieren Sie das Risiko von Forderungsausfällen?

Viele Gründer unterschätzen die möglichen Zahlungsverzögerungen durch Kunden. Damit sind oft erhebliche Kosten verbunden, etwa durch Zinsen. Kommt es wegen eines zahlungsunfähigen Kunden zum Forderungsausfall, steht schnell die eigene Existenz auf dem Spiel. Hinzu kommt, dass gerade junge Unternehmen nur wenige "Stammkunden" haben. Springt einer ab, kann der Umsatzausfall nur schwer kompensiert werden.

Schätzen Sie Ihren Markt realistisch ein?

Aus Geschäftskonzepten wird immer wieder deutlich, dass Gründerinnen und Gründer mit sprühenden Ideen aufwarten, aber weder den Markt kennen noch die Konkurrenzverhältnisse berücksichtigt haben.

Verfügen Sie über ausreichende Marketing-Kenntnisse?

Viele Jungunternehmer vernachlässigen ihren Außenauftritt und ihre Werbeanstrengungen sowie ihre Öffentlichkeitsarbeit. Auch die Kosten für erfolgversprechende Maßnahmen werden häufig unterschätzt. Gründer haben sehr oft Probleme, ihren Vertrieb zu fokussieren und zielgruppengenau zu gestalten.

Stellen Sie Ihr Unternehmenskonzept professionell dar?

So manches Konzept mag gut sein, ist in sich aber nicht schlüssig - oder zumindest nicht schlüssig dargestellt. Häufig wird es auch zu kurz oder zu umfangreich verfasst oder ist unverständlich formuliert. Achten Sie auch auf ein ansprechendes Layout und überprüfen Sie die Rechtschreibung.

Schätzen Sie das Potential Ihres Standorts realistisch ein?

Wählen Sie Ihren Standort sorgfältig aus. Dieser Entscheidung kommt vor allem bei Gründungen im Einzelhandel, aber auch in vielen anderen Branchen, erhebliche, manchmal entscheidende Bedeutung zu.

Haben Sie Ihren Geschäftspartner sorgfältig gewählt?

Nicht selten enden Neugründungen nach einem Streit zwischen den Geschäftspartnern im Aus. Der beste Freund ist eben nicht immer auch der beste Geschäftspartner. Man sollte seinen Partner sehr genau prüfen und herausfinden, ob man langfristig zusammenarbeiten kann und ähnliche Vorstellungen verfolgt.

Denken Sie an Ihre soziale Absicherung?

Eine plötzliche Arbeitsunfähigkeit oder gar ein gesundheitlicher Dauerschaden sollten nicht zwangsläufig zur Geschäftsaufgabe führen. Die Absicherung gegen die höchsten Risiken ist daher ganz besonders wichtig.

Berücksichtigen Sie die familiäre Belastung Ihres Gründungsvorhabens?

Die berufliche Selbstständigkeit verändert nicht nur Ihren Alltag, sondern auch den Ihrer Familie. In der Gründungsphase, aber auch später, sind Selbständige auf Unterstützung aus ihrem persönlichen Umfeld angewiesen. Ein intaktes soziales Netzwerk ist deshalb ein wichtiger Baustein für Ihre Ausgeglichenheit und Stressresistenz im Job. Um die Doppelbelastung zwischen Familie und Selbständigkeit unter einen Hut zu bekommen, vergewissern Sie sich schon vor Ihrer Gründung, dass Ihre Angehörigen voll hinter Ihrem Vorhaben stehen, Sie in schwierigen Situationen unterstützen und, dass es bei Bedarf eine verlässliche Vertretung im Haushalt und der Kinderbetreuung gibt.

Schätzen Sie Ihre persönliche Qualifikation realistisch ein?

Prüfen Sie sich selbst, ob Sie die erforderlichen fachlichen und kaufmännischen Kenntnisse mitbringen. Die wichtigsten Grundregeln können Sie sich auch ohne BWL-Studium oder kaufmännische Ausbildung aneignen. Unterschätzen Sie aber nicht die Bedeutung der Branchenerfahrung (Marktkenntnis).