Finanzplan erstellen - Gründungswerkstatt Nordrhein-Westfalen

Finanzplan erstellen

Der Finanzplan ist neben dem Textteil das Herzstück eines Businessplans. Sie können als angemeldeter Gründer in der Gründerwerkstatt den webbasierten Finanzplaner zur Erarbeitung des Zahlenteils kostenlos nutzen. Ermitteln Sie mit ihm Ihren Kapitalbedarf, berechnen Sie die Gründungskosten, erstellen Sie einen Liquiditätsplan und eine Gewinn- und Verlustrechnung. Wird in Ihrer Region die Gründungswerkstatt angeboten, hilft Ihnen ein erfahrener IHK-Experte bei Ihren individuellen Fragen

Inhalt des Finanzplans

Wenn Sie den Finanzplan erstellen, gehen Sie dabei am besten Schritt für Schritt vor:

Privater Finanzbedarf

Eine Aufstellung der gesamten privaten Einnahmen und Ausgaben verdeutlicht Ihnen, wie viel Sie mit dem Vorhaben erwirtschaften müssen, um den Lebensunterhalt zu sichern. Tragen Sie in das Tabellenblatt Ihre privaten Einnahmen und Ausgaben ein. So errechnen Sie Ihre benötigte Privatentnahme. Die Ermittlung des privaten Finanzbedarfes ist nicht erforderlich bei Kapitalgesellschaften, z. B. einer GmbH. Das Geschäftsführergehalt wird in diesem Fall direkt in der Gewinn- und Verlustrechnung als Personalaufwand erfasst.

Kapitalbedarf und Finanzierung

Eine solide Kapitalbedarfsplanung ist die Basis bei jedem Unternehmensaufbau. Sie sollten daher zunächst klären, wie viel Geld Sie brauchen für:

  • Investitionen wie z. B. Grundstück, Gebäude, Einrichtungen, Maschinen, Fahrzeuge etc.
  • erstes Warenlager, Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe
  • Gründungsausgaben wie z. B. Notarkosten und andere Gebühren, Einführungswerbung
  • Betriebsmittel, z. B. Anlaufkosten
  • Ihren Privatbedarf in der ersten Phase der Gründung, der noch nicht von Einnahmen gedeckt ist.

Nach Ermittlung des Kapitalbedarfs sollten Sie überlegen, welche Bausteine zur Finanzierung des Vorhabens in Betracht kommen. Die entscheidende Grundlage dafür bilden die Eigenmittel. Sie sollten in angemessenem Umfang vorhanden sein, damit eine solide und krisenfeste Finanzierung gewährleistet ist.

Der Kapitalbedarf sollte durch Eigenkapital und/oder längerfristiges Fremdkapital (Bankkredite, öffentliche Kredite) finanziert werden. Prüfen Sie, ob günstige staatliche Finanzierungshilfen (Darlehen, Zuschüsse, Bürgschaften) in Anspruch genommen werden können. Aus der Liquiditätsplanung können Sie ermitteln, ob Sie eine kurzfristige Kreditlinie benötigen.

Rentabilität

Zu den wichtigsten, wohl aber auch schwierigsten Berechnungen im Rahmen der Gründungsplanung zählt die Umsatz- und Ertragsvorschau (Rentabilitätsvorschau). Auch wenn eine derartige Prognose naturgemäß mit Unwägbarkeiten behaftet ist, müssen Sie versuchen, die Erfolgschancen des Leistungsangebotes möglichst realistisch einzuschätzen. Bei den dafür nötigen Vorarbeiten – Ermittlung des Marktpotenzials sowie Konkurrenz- und Standortanalyse – können eigene Erfahrungen oder auch erfahrene Fachleute (Unternehmensberater, Steuerberater, Bekannte mit Branchenkenntnis usw.) herangezogen werden. Über bestimmte Branchen, z. B. im Einzelhandel, liegen Betriebsvergleichsergebnisse vor, die Anhaltspunkte für die eigene Planung bieten können. Diese sind zum Teil öffentlich zugänglich oder können bei den Wirtschaftskammern sowie den Fachverbänden erfragt werden. Sie sollten darauf achten, dass die geschäftlichen Erwartungen mit den individuellen betrieblichen Kapazitäten übereinstimmen. Machen Sie sich auf jeden Fall Gedanken über realistische Mengen (Anzahl abrechenbarer Stunden, Anzahl von verkauften Produkten etc.) und die erzielbaren Preise. Fragen Sie sich, zu welchen Preisen Wettbewerber ähnliche Produkte oder Dienstleistungen anbieten. Wichtig: Dokumentieren Sie Ihre Annahmen zu Mengen und Preisen, damit Sie die Planung später nachvollziehen und z. B. gegenüber Banken erläutern können.

Wenn der Lebensstandard gehalten und mindestens so viel verdient werden soll wie bisher als Angestellter, muss der Gewinn je nach Familienstand und persönlicher Steuerbelastung bis zu 50 Prozent höher liegen als das bisherige Bruttogehalt, weil Unternehmer alle Sozialleistungen wie z. B. Rentenversicherung und Krankenversicherung allein zu tragen haben. Beachten Sie, dass die Gewinne nicht nur den Lebensunterhalt sicherstellen, sondern dem Unternehmen auch Schuldentilgung und Substanzerhaltung bzw. ein angemessenes Wachstum ermöglicht.

Liquiditätsplanung

Eine fundierte Liquiditätsvorschau zeigt die Zahlungsfähigkeit für einen bestimmten Zeitraum an. Die zu erwartenden Einnahmen sind den Ausgaben gegenüberzustellen (Monats- und Quartalsübersicht).

Diese Geldflussrechnung gibt Ihnen einen Überblick über alle Ein- und Auszahlungen inklusive Mehrwertsteuer (MwSt.) sowie die sich daraus jeweils zum Monatswechsel ergebende Liquiditätssituation ("Kontoauszug der Zukunft"). Bitte erstellen Sie zunächst die Rentabilitätsplanung, da sich viele Werte dann wie von selbst ergeben! Grundsätzlich gilt: Kontokorrentkredite zur Überbrückung von Liquiditätslücken sollten Sie nur kurzfristig in Anspruch nehmen!

Beachten Sie, dass in die Liquiditätsplanung auch mögliche Tilgungsleistungen zu berücksichtigen sind, die nicht in der Rentabilitätsplanung erfasst werden (die Rentabilitätsplanung erfasst lediglich die Zinszahlungen).

Berücksichtigen Sie in der Liquiditätsplanung einen Puffer, da sonst Liquiditätsschwierigkeiten entstehen können. Eine ausreichende Reserve für den privaten Lebensunterhalt muss geplant werden.